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Aktive Stressreflexe: so erkennst du sie bei deinem Kind

von | Okt 1, 2024 | frühkindliche Reflexe | 0 Kommentare

Aktive Stressreflexe können Kinder auf vielfältige Weise negativ beeinflussen. In diesem Artikel möchte ich dir anhand von Fallbeispielen aufzeigen, woran du erkennen kannst, ob sie vielleicht auch bei deinem Kind noch nicht integriert sind.

 

Was sind die Stressreflexe?

Der Begriff Stressreflexe (manchmal auch Stressschutzreflexe genannt) umfasst den Moro-Reflex und den Furcht-Lähmungs-Reflex. Beide sind dafür zuständig, dass sich während der Entwicklung des Kindes im Mutterleib Nervenverbindungen von und zu allen Körperbestandteilen und allen Sinnen ausbilden. Außerdem ermöglichen sie, dass ein effektives Regulationssystem für Stress angelegt wird.

 

Sophie – eigentlich eine gute Schülerin, aber …

Sophie geht gerne in die Schule, kommt im Unterricht gut mit und hat auch viele Freundinnen. In der Schule lange still zu sitzen fällt ihr nicht leicht, aber zum Ausgleich geht sie zweimal pro Woche Schwimmen.

Wenn es darum geht, die Hausaufgabe zu machen, funktioniert plötzlich nichts mehr. Sophie hat plötzlich Schwierigkeiten Aufgaben zu lösen, die davor noch ganz einfach für sie waren. Sie lässt sich von jeder Kleinigkeit ablenken und braucht dann lange, bis sie sich wieder auf das fokussieren kann, was sie eigentlich tun sollte. So kommt es, dass das Erledigen der Hausaufgabe stundenlang dauert.

Sophie liest zwar gerne, aber sie sagt, dass es anstrengend ist und manchmal die Buchstaben kleiner werden oder verschwimmen. Beim Augenarzt konnte keine Fehlsichtigkeit festgestellt werden.

 

Was die aktiven Stressreflexe hier machen:

Wenn die Stressreflexe aktiv sind, reagiert unser Gehirn auf verschiedenste harmlose Reize, als wären wir in Lebensgefahr. Der Körper geht dann immer wieder in den sogenannten Kampf oder Flucht Modus über. Dabei spannen sich die Muskeln an, um möglichst schnell flüchten zu können. Das geht natürlich in der Schule nicht, deshalb zappelt Sophie auf ihrem Sessel herum. Wenn unser Gehirn davon ausgeht, dass wir in Lebensgefahr sind, muss jeder Reiz verarbeitet werden, um die mögliche Gefahrenquelle schnell erkennen zu können. Darum hört und sieht Sophie alles, was um sie herum passiert, während sie eigentlich die Hausaufgabe machen soll.

In diesem Zustand haben wir nur eingeschränkt Zugang zu den Bereichen des Gehirns, wo wir logisch denken und geplant handeln können. Dieser Bereich nennt sich präfrontaler Cortex, falls du das wissen wolltest. Darum kann Sophie die Aufgabe nicht lösen, die sie davor (als sie in einem entspannten Zustand war) ohne Probleme geschafft hat.

In diesem Stresszustand fokussieren sich die Augen eher auf die Ferne, um die mögliche Gefahr schnell sehen zu können. Das führt dazu, dass Sophies Augen sich nicht auf den normalen Leseabstand einstellen können.

 

 

Daniel – eh lieb, aber …

Daniel hat keine Probleme mit dem Lernen, aber Schwierigkeiten mit seinen Mitschüler:innen. Er ist sehr aufgeschlossen und sozial, kommt dabei anderen Menschen aber körperlich zu nahe. Er bemerkt sofort, wenn es jemandem nicht so gut geht, oder wenn die Stimmung angespannt ist. Schon im Kindergarten wollten die anderen Kinder nicht so gerne mit ihm spielen, denn Daniel besteht sehr darauf, dass nach seinen Regeln und Vorgaben gespielt wird. Auch zu Hause fällt es Daniel schwer, wenn Pläne nicht nach seinen Vorstellungen eingehalten werden, zum Beispiel wenn das geplante Picknick wegen schlechten Wetters abgesagt werden muss.

Nach der Schule ist Daniel überreizt und müde. Meistens braucht er dann auch dringend was zu Essen, obwohl er kurz zuvor noch seine Jause gegessen hat. Dass er Hunger hat, bemerkt er selbst kaum und auch wenn er aufs Klo muss, registriert er es erst kurz vor knapp.

Das Einschlafen am Abend dauert sehr lange. Schneller geht es, sobald seine Mama oder sein Papa bei ihm bleiben. Seine Mama sagt, sie habe das Gefühl, er kann nicht abschalten und wehrt sich gegen das Einschlafen, obwohl er müde ist.

 

Was die aktiven Stressreflexe hier machen:

Wie bei Sophie auch, sagt Daniels Gehirn, dass er in Lebensgefahr ist. Wenn der Körper ums Überleben kämpfen oder fliehen möchte, ist Schlafen die letzte Sache, die das Gehirn zulassen möchte. Es ist dann tatsächlich so, dass sich das Gehirn dagegen wehrt. Es sei denn, jemand ist bei uns, der quasi Wache halten kann.

Wie du oben gelesen hast, sind die Stressreflexe dafür verantwortlich, dass wir ein Bild von unserem eigenen Körper im Gehirn abspeichern, inklusive aller Sinneswahrnehmungen. Wenn sie diese Aufgabe nicht erfüllt haben (weil sie noch aktiv sind), dann spüren wir uns selbst und unsere Grenzen nicht. Nachdem Daniel seine eigenen Grenzen nicht spürt, kann er sie auch bei anderen nicht wahrnehmen und wirkt daher oft distanzlos und übergriffig.

Weil die Verbindung zu seinen Sinneswahrnehmungen nicht genügend ausgereift ist, kann er seine körperlichen Bedürfnisse auch nicht rechtzeitig spüren. Dass ihn der Hunger nicht nur plötzlich, sondern auch oft überkommt, liegt daran, dass die vermehrte Muskelspannung mehr Energie verbraucht.

Aber auch das Gehirn ist in diesem Zustand aktiver und braucht mehr Glukose, denn es muss permanent alle Reize aktiv in wichtig und unwichtig einteilen. Darum ist Daniel auch überreizt nach einem Tag in der Schule – er bekommt alles mit. Erst wenn die Stressreflexe ihre Aufgabe erledigt haben und integriert sind, kann sich der „Filter“ im Gehirn ausbilden, der unwichtige Informationen ausblendet.

 

Was kannst du tun, wenn du bei deinem Kind aktive Stressreflexe vermutest?

Wie du jetzt weißt, belasten aktive Stressreflexe Kinder auf vielfältige Weise und machen ihnen die Schule und das Lernen schwerer als notwendig.

Wenn du vermutest, dass auch bei deinem Kind die Stressreflexe noch nicht integriert sind, dann hol‘ dir hier den Fragebogen zu den frühkindlichen Reflexen. Wenn du ihn ausgefüllt hast, kannst du selbst besser einschätzen, ob die Reflexintegration für dein Kind das Richtige sein kann.

Du kannst aber auch gerne hier einen Termin für ein unverbindliches Erstgespräch vereinbaren und wir klären alles in einem persönlichen Telefonat.

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